In Deutschland besteht laut § 2 Absatz 3a der StVO eine situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, dass die Verwendung von Winterreifen bei Eis, Schnee und Matsch gesetzlich verpflichtend ist. Diese Vorgabe wird auch dann erfüllt, wenn Ganzjahresreifen gefahren werden. Nachfolgend können Sie mehr über Allwetterreifen erfahren.
Haben Allwetterreifen die gleiche Laufleistung wie saisonale Reifen?
Sommerreifen zeichnen sich durch eine harte Gummimischung aus, Winterreifen mit einer weicheren. Die Gummimischungen sind an den jahreszeitlichen Bedürfnissen angepasst. Bei Allwetterreifen kann nur eine Gummimischung verwendet werden, die sowohl an heißen Sommertagen, wie auch bei Eis und Schnee eine gute Bodenhaftung bietet. Saisonale Reifen haben daher eine höhere Laufleistung, als die eines Ganzjahresreifens. Diese fahren sich schneller ab, weil die Gummimischung zwar Sicherheit bietet, aber einen höheren Abrieb aufweist. Wer im Jahr viele Kilometer fährt, muss seine Ganzjahresreifen häufiger wechseln als saisonale Reifen. Die Laufleistung ist spürbar geringer. Im Schnitt wechseln Vielfahrer ihre Allwetterreifen bereits nach ca. 35 000 Kilometern aus. Ein Wechsel nach erst 50 000 gefahrenen Kilometern ist möglich, wenn ein Auto eher selten verwendet und in der Stadt, weniger auf Autobahnen, gefahren wird. Da Ganzjahresreifen aufgrund ihrer Gummimischung schneller altern, sollten sie maximal 4 Jahre lang gefahren und stetig auf Schäden überprüft werden. Allwetterreifen werden, je älter sie sind, immer empfindlicher und anfälliger für Schäden.
Erfüllen Ganzjahresreifen alle Anforderungen im Winter?
Ganzjahresreifen erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen, die auch an Winterreifen gestellt werden. Der § 2 Absatz 3a der StVO wird somit voll erfüllt. Dennoch sind die Fahreigenschaften von Ganzjahresreifen nicht so gut, wie die von „echten“ Winterreifen. Es sollte daher bei der Verwendung von Allwetterreifen stets darauf geachtet werden, dass eine Profiltiefe im Winter von 4 mm nicht unterschritten wird. Es gibt Regionen, in denen auch im Winter kaum Schnee fällt und die Anschaffung von Winterreifen nicht so wichtig ist, wie z. B. in bergigen Regionen mit viel Schneefall im Winter.
Wann lohnt sich der Kauf von Ganzjahresreifen besonders?
Die Anschaffung von Ganzjahresreifen ist besonders empfehlenswert, wenn z. B. ein Cabrio als Zweitwagen hauptsächlich bei schönem Wetter genutzt wird. Gar nicht empfehlenswert sind sie, wenn Autobesitzer täglich auf ihr Auto angewiesen sind und in schneereichen Regionen leben. Ganzjahresreifen sind ein guter Kompromiss für Autofahrer, die ihr Auto zumeist nur zum Einkaufen nutzen und nur selten lange Strecken fahren. Autos, die seit dem Jahr 2014 angeschafft wurden, sind mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS-System) ausgestattet. Der Reifenwechsel kann bei keinem Auto mit RDKS-System mehr selber durchgeführt werden. Die Sensoren vom RDKS-System müssen bei jedem Radwechsel auf ihre Funktion geprüft und das dazugehörige Servicekit ersetzt werden. Es werden daher je nach Automodell rund 300 bis 400 Euro im Jahr eingespart, wenn kein saisonaler Radwechsel mehr notwendig ist. Autofahrer, die ihr Auto nur privat und eher selten nutzen, sparen viel, wenn über 4 Jahre kein Reifenwechsel notwendig ist. Selbst, wenn nach 4 Jahren neue Allwetterreifen angeschafft werden müssen, sind die eingesparten Werkstattkosten enorm. Wer in besonders warmen Regionen lebt, muss aufgrund der weicheren Gummimischung eines Allwetterreifens mit einem erhöhten Abrieb, als im Vergleich bei einem Sommerreifen, rechnen.
Kosten Allwetterreifen mehr als herkömmliche Sommerreifen?
Bei der Anschaffung eines Allwetterreifens muss etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden, als beim Kauf herkömmlicher Sommerreifen. Aufgrund der besseren Qualität lohnt es sich in jedem Fall Reifen von einem Markenhersteller zu kaufen, weil diese sich nicht so schnell abfahren. Die Gummimischungen eines Allwetterreifens von Premium-Herstellern sind robuster und langlebiger als die Gummimischungen von No-Name Reifen. Wie bereits erwähnt entfallen bei der Nutzung von Allwetterreifen die jährlich zweimal anfallenden Kosten des Reifenwechsels. Die Werkstattkosten sind besonders hoch, wenn die Reifenwechsel bei einem Auto mit RDKS-System erfolgen. Hinzu können noch weitere Kosten kommen. Die meisten Autofahrer, die in der Stadt wohnen und keine Garage besitzen, lassen ihre Sommer- und Winterräder zumeist nach dem Reifenwechsel von ihrer Werkstatt einlagern. Sie zahlen daher zusätzlich noch jedes Jahr die Lagerkosten für den zweiten Satz Räder, die gerade nicht benötigt werden. Autofahrer, sie saisonal ihre Räder wechseln, müssen sich daher nicht nur zwei Sätze Reifen (Sommer- und Winterreifen) kaufen, sondern im besten Fall auch noch einen zweiten Satz Felgen. Die Kosten für eine saisonale Bereifung mit Sommer- und Winterreifen kann aufgrund der Werkstattkosten durchaus teurer sein, als die Anschaffung eines Allwetterreifens in guter Qualität, in einer klimatisch passenden Region.
